Samstag, Oktober 29, 2011

UTMB 2011 #3 DNF



Start in Chamonix

Zuerst möchte ich allen Finishern der 8. Ausgabe des UTMB 2011 herzlich gratulieren. Die Finisherweste musste man sich auch diesmal wieder schwer verdienen. Schnee, Regen und Kälte sowie die Veränderung des Streckenverlaufs und die Streckenverlängerung auf cirka 170 km machten die diesjährige Ausgabe zu einem wahrem Abenteuer.
Der Sieger hiess wie beim letzten "orginal" UTMB 2009 Kilian Jornet. Es folgten weitere, starke Europäer sowie ein Japaner. Die amerikanische Fraktion lief auch mit, oder besser gesagt hinterher, bis auch viele von ihnen ausstiegen. Platz 12 wardas Maximum. Bei den Frauen gelangte Lizzy Hawker, wie Jornet, der 3. Gesamtsieg.
Die weiteren Plätze der Frauenwertung gingen an Spanien (2.) und USA (3.). Auf Rang 4 der Frauenwertung folgte Denise Zimmermann , Schweiz.  Denise lief die 170 km in 29 Stunden 26 Minuten 39 Sekunden (43. Platz overall) und realisierte mit ihrer Platzierung das Beste diesjährige Schweizer Ergebnis überhaupt.

Aber am besten ich fange noch mal ganz vorne an...

Fausto, ich und Denise

Donnerstag
Wir kamen am frühen Nachmittag in Chamonix an. Schnell fanden wir unsere Unterkunft und bezogen unser Quatier. Anschliessend ging es mit der Pflichtausrüstung und dem Rucksack zur Materialkontrolle. Kaum angekommen wurde Denise schon zur Blutkontrolle gebeten. Als Top (Women) Ten Läuferin vom UTMB 2009 musste sie sich schon vor dem Lauf einer Kontrolle unterziehen. Fausto hatte in der Zwischenzeit realisiert das sein Rucksack deutlich zu klein war um alle sein Material mit zu tragen. Ergo machte er sich auf den Weg um eine grössere Alternative zu organisieren. Kurz später war alles erledigt, Fausto hatte seinen Olmo 20l und die Organisatoren ihre Blutprobe. Wir stellten uns in die Reihe und zügig wurde auch unser Material kontrolliert. Anschliessend schlenderten wir noch durch Chamonix, gemütlich endete der Abend bei einem Teller Spaghetti in unserem Apartment.

Freitag

Ich schlief überhaupt nicht gut. Am morgen war ich froh das die Nacht vorbei war. Im Verlauf des Tages kam dann das was eigentlich nicht kommen musste. Das schlechte Wetter und zwar von einer Sorte wie man es in den Bergen selten brauchen konnte. Die Temperatur kühlte unentwegt ab und der Himmel öffnete seine Schleusen. Die Schneefallgrenze fiel und fiel. Wir diskutierten verschiedene Wetterschutzmassnahmen, und rechneten insgeheim mit einer Verschiebung (mit Verkürung) auf den folgenden Tag - wie letztes Jahr, allerdings mit längerer Vorlaufzeit. Nichts da. Die Organisatoren waren gewillt den UTMB 2011, sobald die Wetterfront vorüber war,  noch an diesem Freitag zu starten. Ich verspeiste noch 2 Gel auf dem Weg zum Startgelände und um 23.30 Uhr war es soweit. Die bekannte Musik ertönte und die Gruppe der Läufer machte sich auf den Weg in die Dunkelheit, gemeinsam mit ihnen, Fausto, Denise und ich. Kurz vor dem Start beschlossen Fausto und ich zumindestens die ersten Kilometer zusammen zu laufen - die nächsten 78 Kilometer sollten wir uns nicht mehr trennen.


erste Sonnenstrahlen
Samstag
Es war nass an diesem Samstag morgen und seit dem wir losgelaufen waren regnete es ununterbrochen. Wir kamen um 02:57 Uhr in St. Gervais an. Ich war völlig durchnässt, bei Fausto hielt sich der Wassereinbruch Dank seinem Regenponcho in Grenzen. Der Poncho erwies sich als die Rettung - ich war so neidisch.
Fast 3 1/2 Stunden für einen Halbmarathon. Okay, die äusseren Bedingungen waren nicht rosig. Dauerregen, Kälte, Schlammpiste und Schlangelaufen.
Bevor wir weiterliefen, legten wir alles an was warm gab und den Regen für zumindest für einen kurzen Moment abhielt. In meinem Rucksack war nur noch die Reserveverpflegung, der Rest klebte schon bald an meinem Körper.
Über Les Contamines 05:05 Uhr kammen trafen wir Notre Dame De La Gorge ein. Langsam wurde die Gegend immer alpiner. Der Untergrund wechselte, der Regen setzte aus und der Tag begann.
Wir liefen auf La Balme zu. Die Stimmung war herrlich. Das Feld, immer noch eng zusammen, lief stumm dem Pass entgegen. Erste Läufer schalteten ihre Lampen ab, es wurde immer heller. Die umliegenden Berge zeigten sich im klarem morgenlicht und waren frisch verschneit. La Balme rückte immer näher. Gegen 06:47 erreichten wir La Balme. Am Rand des Lagers brannte ein grosses Feuer an dem sich viele Läufer wärmten. Wir verpflegten uns und verzichteten auf eine längere Pause. Anschliessend ging es weiter Richtung Col de Bonhomme. Um 08:29 Uhr passierten wir den Pass am Col de Bonhomme. Rechts und links der Strecke lag Neuschnee, aber der Trail war schon von den vielen Vorläufern präpariet worden.
Der Downhill auf Les Chapieux hatte es in sich. Technisch sehr anspruchsvoll - Schlammsurfen war angesagt. Ich sah den ein oder anderen stürtzen, andere konnten sich grade noch abfangen, mussten dafür aber einen Stock opfern - auch blöd. Meine Trailpoles von Raidlight bewahrten mich auch vor dem ein oder anderen Ausrutscher, aber ich konnte sie anschliessend immer wieder grade biegen. Der grosse Vorteil von Alu gegenüber Carbon. Ankunft Les Chapieux um 09:19 Uhr. Wir nahmen von der fantastischen Suppe welche wir später leider an keiner anderen Verpflegungsstelle mehr erhielten, wurden noch anschliessend kurz zum obligatorischen Materialcheck gebeten und machten uns wieder auf den Weg.
Zuerst nur leicht ansteigend, liefen wir Richtung Col de la Seigne. Nach wie vor hatten wir immer noch alle verfügbaren Kleider an, der Regen hatte natürlich auch wieder eingesetzt. Über Ville de Glaciers stiegen wir immer höher, der Schneegrenze entgegen. Hier hatte der "Überraschungsspätsommerwinter" noch mehr Präsenz als am Bonhomme. Kurz vor dem Passübergang pfeifte uns auch noch der Wind so richtig herrlich um die Ohren. Um 11:49 Uhr waren wir oben.


auf italienischem Boden

Endlich in Italien angekommen. Wir liefen Downhill Richtung Lac Combal, die Sonne zeigte sich immer mehr und es wurde zunehmend wärmer. Endlich. Ich begann erste Kleidungsstücke abzuziehen und dafür die Sonnenbrille anziehen - schön. Befreiend waren die ersten Meter ohne 2 Paar Regenjacken am Leib - der Körper konnte nun endlich mitatmen. Fausto holte den Fotoapparat heraus und machte erste Fotos. An der Verpflegung Lac Combal trafen wir um 12:41 ein. Ich nahm Suppe, Brot und Käse und füllte die Wasserreserven auf. Weiter ging es hinauf Richtung Arete du Mont-Favre. Nach und nach überholten wir einige Läufer, es lief gut und ich fühlte mich auch gut. Der Himmel gab auch sein Bestes, die Sonne übernahm das Kommando.


Col Checrouit

Bei strahlenden Sonnenschein liefen wir in Col Checrouit ein. Fausto und ich gönnten uns jeweils einen Becher von dem herrlichen Nature-Joghurt, einen zweiten teilten wir uns. Nach kurzer Rast ging es weiter Richtung Courmayeur. Von anfangs breit, wechselte der Weg zu einem schmalen und steilem Singletrail. Viele Läufer hatten mittlerweile Mühe mit dem herunterlaufen und so kam es immer wieder zu Staus. Wir konnten mit Mühe eine grössere Gruppe überholen und liefen durch die kühlen Pflastersteingassen in Courmayeur 15.34 Uhr ein.
Die Übergabe der Läufersäcke ging reibungslos. Wir betraten das Forum Sports Center wo die Verpflegungstelle war. Ich erfrischte mich, pflegte meine Füsse und wechselte die Schuhe, danach stellte ich mich an der Pastaausgabe an. Mit meiner Portion Spaghetti in der Hand suchte ich wieder meinen Platz auf. Irgendwie wurde mir in dieser Phase immer komischer, ich war mir nicht sicher ob ich immer müder wurde (dauernd musste ich gähnen..) oder war mir ein etwas schlecht, oder beides...? Ich versuchte es mal mit essen, doch die Spaghetti wollten einfach nicht runter. Jeden Bissen kaute ich zehnmal, trotzdem - nur mit Mühe konnte ich den Brei runterschlucken. Fausto war mittlerweile mit seiner (viel grösseren) Portion fertig, ich war knapp bei der Hälfte angekommen. Egal, dachte ich, der Appetit kommt denn schon wieder. Wir machten noch einen SMS Check und erfuhren von den diversen Zeit- und Streckenänderungen.
In frischen Schuhen ging es Los Richtung Refuge Bertone, doch zur Ankunft kam es nicht mehr. Schon beim Loslaufen in Courmayeur hatte ich so ein komisches Gefühl, das ich keinen Appetit hatte, das ich fast nichts essen konnte gefiel mir garnicht.
Wir hatten noch nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft und nun kam mit dem Grand Col de Ferret (2537 hm) noch der höchste Punkt der Umrundung. Nach cirka 2 km kam dann der Hammer. Ich kam in eine Phase wo ich weder trinken noch essen konnte. Mir wiederstand alles - noch nicht einmal Wasser ging herunter. Ich lief noch ein paar Meter so weiter, dann rief ich Fausto und informierte ihn. Wir stoppten an einer steinerenen Bank und ich versuchte gegen die Übelkeit an zukämpfen. Ich fühlte mich nur noch Elend und began zu frieren. Zur Abwechslung zog ich nun mal wieder Kleider an statt ab. Mittlerweile überholten uns wieder etliche Läufer welche wir vorher überholt hatten - ein grässlicher Moment. So ging es nicht weiter, bitter. Ich besprach mit Fausto die Situation und erklärte ihm das dass Rennen für mich hier und jetzt beendet sei - nichts geht mehr. Weder rein, noch raus. Fausto beschloss , nach kurzer Überlegung, mich nach  Courmayor zurück zubegleiten und das Rennen ebenfalls zu beenden.
Als mir nicht mehr so schlecht war, traten wir den Rückweg Richtung Courmayor an. Am Fuss der Steigung kam uns schon der erste "Besentrupp" entgegen. Wir gaben die Startnummern ab und waren damit definitiv aus dem Rennen. In Courmayor angekommen suchten wir den Busplatz auf und konnten schon bald mit dem Bus nach Chamonix heimkehren. In der Ferienwohnung konnte ich langsam wieder etwas zum Essen zu mir nehmen. Prompt reagierte ich mit einer allergischen Reaktion. Die Krönnung. Ich duschte mich und lief zur Ablenkung vom Juckreiz zum Zielgelände. Dort sah ich dann den 6. platzierten einlaufen, fast Mutterseelen allein und doch ein glücklicher und zufriedener Finisher.

Für mich hat es nicht gereicht. Nichts ging mehr. Plötzlich war der Ofen leer und ich konnte nicht nachlegen. Lang und Breit machte ich mir bisher Gedanken. Was lief falsch? Oder nicht optimal?


Wettereinfluss und Isolation
Schon sehr früh habe ich mich zu warm gekleidet. Die lange ,warme, Hose unter der Regenhose war eindeutig zu viel. Zum Teil trug ich vier Lagen an den Oberschenkeln. Auch oben war weniger mehr, wie sich später herausstellte. Die Wärmeproduktion und der teilweise Wärmestau war nicht von Vorteil. Faustos Regenpellerrine war Gold wert. Hundert Prozent Wasserdicht. Lange Zeit des Rennens ein grosser Gewinn an Trockenheit - Ich habe jetzt auch eine. Faustos und Manus After -UTMB Geschenk an mich. Vielen Dank



Ernährung
Vom Start bis zur Aufgabe waren es insgesamt 12 bis 14 Gel die ich verdrückt hatte - Lecker. Mir wird jetzt noch schlecht wenn ich an die Untat nur denke. Ok, ich ass auch Brot und Käse, nahm jedesmal brav von der Suppe und verschmähte auch nicht Cola als Wasseralternative. In bester Erinnerung blieb mir aber der Nature Joghurt am Col Chécrouit, Fausto und ich nahmen jeder einen und weil er so gut war teilten wir uns noch einen dritten.
Trotzdem, irgendwie hatte ich bei der Aufgabe einfach das Gefühl als wäre mein Magen zu geklebt - mit Gel mindestens 12 Stück. Zuviel Glucose, nur Süsses. Auch leidete bei der Masse an Kohlehydraten, trotz Käse und Suppe, ganz klar der Fettanteil in meiner persönlichen Wettkampfverpflegung. Da waren der Fleischessenden LäuferInnen schon ein bisschen im Vorteil. Viele von ihnen assen Trockenfleisch und nahmen so genügend Fett und Salz auf. Dies geht auch während dem Laufen sehrgut. Grundsätzlich ist es wahrscheinlich auch sicherer, vertraute "Alltagslebensmittel" zu sich zu nehmen. Ihre Verträglichkeit ist gesichert und Abwechslung ist auch gegeben.


Fausto
Fausto
Zusammen beschlossen wir beide aufgrund der Wetterlage die ersten Kilometer gemeinsam zurück zulegen. Denise konnten wir irgendwie von Anfang an aus der Seilschaft ausschliessen, ihr Rennen würde sowieso in einer anderen Dimension stattfinden und so kam es, dass Fausto und ich bis Courmayor zusammen liefen. Was als Zweckgemeinschaft mit dem Sinn sich gegenseitig in völlig fremder Umgebung, auf technisch schwierigen Gelände und bei wirklich garstigen Wetterverhältnisse zu unterstützen begann, endete als wirkliche Lauffreundschaft mit wahrer Kameradschaft. Ein schönes Erlebniss.


Denise, stolze Finisherin

Denise
Sie schoss definitiv den Vogel ab. Wir sahen sie eigentlich schon vor dem Start nicht mehr und so sollte es bis Sonntag morgen bleiben. Nicht ganz von gesundheitlichen Problemen verschont, machte sie ein super Rennen. Als Gesamt Vierte Frau und 43. Overall Platzierte, erzielte sie am diesjährigen UTMB die beste Schweizer Platzierung überhaupt. Herzliche Gratulation.

Siegerehrung Damen

Women Top 5 und Men Top 10








Samstag, August 13, 2011

UTMB 2011 #2




Noch 13 Tage, dann renne ich auch diese Strasse entlang. Ich bin gespannt was mich erwartet. Chamonix wird einem gut gelaunten, buntem Trailzirkus gleichen. Typen, welche man bisher nur aus dem Internet kannte, werden ebenfalls an Europas grösster Trailrunning Veranstaltung teilnehmen und vielleichteinfach an mir vorbei latschen. Unser Zimmer ist schon lange gebucht und die Anreise so gut wie organisiert. Meine persönliche Ausrüstung steht. Gestern gabs den letzten Materialtest, somit Vorbereitung bezüglich Ausrüstung und Versorgung entschieden.

Fuel and fluid , E`lyte
Massenhaft Gel von Power Bar - geht immer runter. Zwei Wasserflaschen; Eine am Schultergurt 600ml mit "Schnorchel", Eine hinten im Köcher 750ml. Salt Stick in Hülle und Fülle, damit es stündlich langt.



Front



Rucksack
Salomon XT Wings 5, mit ein paar Veränderungen (Stockhalterung, Becher/Gelflaschen -Tasche, individueller Brustgurt..)


Back



Bekleidung
Kurzarm Shirt mit Ärmlingen. Kompressionshosen Knielang, darüber noch Lauf Shorts. Der Rest ergibt sich aus der Wetterlage. Nebenbei; Oberschenkelkompression halte ich für durchaus Sinnvoll, alleine schon nur wegen den vielen Downhill Passagen.

Stöcke
Ich kann und will nicht ohne. Es kommen wieder die, wie sagte doch ein Kollege einmal so schön - "Zeltstangen", von Raidlight zum Einsatz.




Beleuchtung
Ich denke ein möglicherweise entscheidendes Detail. Meine Wahl viel auf LED Lenser H7 am Kopf, und Petzl Myo als modifizierte "Bodylamp". Beide Lampen werde ich gemeinsam einsetzen. Warum? Zwei Lampen muss ich sowie so mitführen. Das Gewichtsersparnis mit einer Petzl E Lite statt einer rechten Lampe ist auch nicht phänominal. Mehr Licht bedeutet auch immer mehr Sicht und wer mehr sieht, veringert das Risiko eines Sturzes.  Beide Lampen brauchen die gleichen Batterien.

Schuhe
Das Beste zum Schluss. Narürlich Brooks. Cascadia 5 ab Chamonix. In Courmayor dann schön die Füsse pflegen und weiter gehts in Cascadia 6, gleiche Grösse.


Donnerstag, August 04, 2011

Swissalpine 2011



Eigentlich beschloss ich schon beim letzten mal nie wieder nach Davos zurück zukehren. Es sollte anders kommen. Aber jetzt eins nach dem anderen...
Es wurde schon Ende Juli und ich hatte, abgesehen von einem kleineren Geländelauf im Appenzellischen Vorderland, noch keinen Wettkampf bestritten. Denkbar ungünstig, wenn man dieses Jahr noch im Sinn hat, am UTMB teilzunehmen.
Traditionell findet Ende Juli der Swissalpine statt. Dieses Jahr stand die 26. Austragung an. Zwar waren meine Erfahrungen aus den Vorjahren nicht sehr positiv, trotzdem drängte sich der Swissalpine mit seiner Königsdistanz von 78 km und 2400 hm für einen ersten und letzten Test auf. Also ok. Ich meldete mich an und musste nach der Abbuchung des Startgeldes zuerst mal leer schlucken. Aber auch egal, schliesslich gibts ja hinterher das schöne (begehrte) Finisher Shirt. Ich verabredete mich mit Fausto in Chur und wir fuhren am frühen Samstag morgen nach Davos. Das Wetter konnte nicht besser sein. Zwar etwas frisch, aber trocken - zumindest am Anfang. Nach dem wir unsere Startunterlagen abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Startgelände. Unterwegs trafen wir noch Dani und Werni. Wir reihten uns in der Gruppe der K78 Läufer ein und nach wenigen Minuten ertönte schon der Startschuss. Dani war schon ziemlich schnell nicht mehr sichtbar und Werni teilte mir mit dass Dani heute etwas vor hätte, er wolle die 8 Stunden Grenze gerne unterschreiten. Nach wenigen Minuten verschwand auch Fausto (Bestzeit um die 8 Stunden). Ich lies mich durch die ambitionierten Kollegen nicht aus dem Konzept bringen und startete verhalten in das Rennen. Eine Weile lief ich noch mit Werni (Bestzeit um die 10.5 Stunden) zusammen, bis ich auch ihn aus den Augen verlor. Kurz vor Filisur konnte ich wieder bis auf 10 Meter zu Werni aufschliessen, doch Werni zündete wieder den Turbo und vergrösserte den Abstand innert kurzer Zeit. Das war das letzte mal das ich Werni sah, in Bergün stieg er aus. Das gleiche Schicksal erlebte Fausto. Ihn sah ich noch kurz vor Bergün - humpelnt hatte er die letzten 8 km hinter sich gebracht. Er murmelte etwas von einer Zerrung und das für ihn hier das Rennen beendet sei.

Werni und ich


Für mich lief bisher alles nach Plan. Zwar hatte ich kurz nach Filisur einen kleinen Fehltritt gemacht (zu wenig Abstand zum Vorderläufer, darum konnte ich den Weg nur schlecht einsehen und sah die Wurzel zu spät..), doch konnte ich den kleinen "Umknicker" gut wegstecken. Den folgenden Aufstieg nach Bergün nahm ich gehend in Angriff um so für später noch genügend Reserven zu haben. Die Taktik ging auf. Den Aufstieg zur Keschhütte konnte ich an vielen Stellen noch rennend bewältigen. Mittlerweile im Sertigtal angekommen, stand die letzte grosse Steigung an. Der Sertigpass mit 2730 hm.


Sertigpass

Das Wetter hatte sich auch langsam der Umgebung angepasst und präsentierte halt alles was man in den Bergen Wettermässig erleben kann. Sonne und Wärme gab es in Bergün und anfangs auf dem Weg zur Keschhütte, also was fehlte noch? - richtig Kälte und Regen. Und das gab es denn  auch auf dem Sertigpass. Eigentlich hatte ich an diesem Punkt schon genug vom Wettkampf an für sich und überhaupt. Doch es sollte noch der nicht mehr endende Abschnitt bis Davos folgen. Und weil ich vom Kopf her eigentlich schon fertig gelaufen hatte vernachlässigte ich den Kaloriennachschub. Das rächte sich und so wurden die letzen 15 km doch noch zur Qual. Dämlich von mir die bisher so konsequente Versorgung mit Kalorien so vorzeitig abzubrechen. Naja, aus Fehlern wird man klug - hoffentlich. Mit ziemlich müden Beinen kam ich dann doch noch im Zielbereich an und beendete das Rennen nach 9 Stunden und 25 Minuten.

Wichtigste Erkenntnisse
* trinken, trinken und nochmals trinken - Wasser geht immer, Bouillion und Cola
* essen, essen und nochmals essen - Gel geht immer (rein und runterspülen :-) am besten schon vor dem Start 1-2 Gel
* E`lyte - SaltStick machts möglich, es war noch nie einfacher sie zu sich zu nehmen. Pro Stunde 1 Kapsel
* Schutz vor Witterung - Regenjacke anziehen bevor man nass ist, Handschuhe anziehen bevor die Hände kalt sind (falls sie so kalt sind das man sie nicht mehr bewegen kann, kann man nähmlich auch keine Handschuhe anziehen - blöde Situation)
* Emotionale Einstellung zum Wettkampfgelände. Man muss auch schlechtes Wetter in den Bergen mögen...
* Sag niemals nie



Jetzt noch kurz etwas zum Thema "Nie wieder Davos". Zwei Fragen und eine Bemerkung;

Muss eine eine Laufveranstaltung mit einem solchen Namen zu "gefühlten" 70% auf Teer stattfinden. Was soll daran "alpine" sein?

Muss das Startgeld so hoch sein, exklusiv Pastaparty weder vor noch nach dem Lauf? Und die Verpflegung während dem Lauf? - nur an 2 Verpflegungsstellen gab es Gel, 2 oder maximal 3 Mal gab es Cola, Bouillion - wer soll da ohne zusätzlichen Support satt werden?

Und überhaupt, aufgeblähter kann man eine Laufveranstaltung fast nicht durchführen...alles so abgehoben. Da kommt mir immer nur ein Spruch in den Sinn;
Laufen darf nichts kosten - Caballo Blanco

Montag, Juli 18, 2011

Altmannsattel



Wieder einmal startete ich in Wasserauen. Gegen halb sechs morgens machte ich mich auf den Weg. Über Hüttentobel lief ich Richtung Bogartenlücke. Nach dem Übergang folgte der Abstieg Richtung Rheintaler Sämtis.
Marwees im Morgenlicht
 

Bogartenmannli

 
Dreifaltigkeit
 
Nach der Durchquerung der kleinen Ebene folgte der Aufstieg Richtung Bollenwees/Fälensee. Am Rande des Seeufers lief ich der Fälenalp entgegen. Ab nun betratt ich Neuland.
Schon lange wollte ich auch diesen Teil des Alpsteins erkunden, nun bekam ich die Gelegenheit. Über technisch anspruchsvolle Wege näherte ich mich Häderen. Von dort folgte ich dem Weg Richtung Zwinglipass. Schon bald kündigte sich die erste tierische Begnung an.



Fälensee


Murmeltiere am Wegrand Richtung Chreialp Pass
 
Zwnglipasshütte SAC

im Fleckli

Auf dem Pass angekommen, traf ich auf die ersten Wanderer an diesem morgen. Der mühsame Aufstieg wurde mit einem fantastischen Ausblick auf die Churfirsten belohnt. Weiter ging es nun übers Fleckli Richtung Altmannsattel. Die zweite tierische Begnung sollte folgen.



Aufstieg zum Altmannsattel
 
Wahrscheinlich lag es daran, dass ich der erste war, der an diesem Tag diese Route wählte. Anders kann ich mir nicht vorstellen.
Ich war nun schon knapp drei Stunden unterwegs, und hatte beinahe schon 2000 hm in den Beinen, als ich plötzlich aus meiner Agonie verwachte und ungefähr fünf meter vor mir die ersten Steinböcke entdeckte. Bei genaueren hinschauen konnte ich mindestens 15 Tiere ausmachen, verteilt über die ganze Geröllhalde. Noch nie habe ich die stolzen Tiere in Freiheit so Nahe erlebt.



Steinbockherde, friedliche Wegelagerer


Steinbock unterhalb Altmannsattel


Es folgte der Abstieg Richtung Gasthaus Rotstein. Von dort führte der Weg entlang der Schafmad über Oberchellen und Spitzigstein zur Meglisalp. Über den Schrennenweg, vorbei an Hütten gelangte ich wieder ins Hüttentobel von wo aus ich wieder Richtung Wasserauen abstieg.



Schafbergsattel, Blau- Weisse Route


Schafboden
Alles in allem eine fantastische Tour. Super Wetter- und Streckenverhältnisse, sowie die tierischen Erlebnisse lassen mich diesen Lauf so schnell nicht vergessen.

21km / 2300hm

Dienstag, Juni 14, 2011

UTMB 2011 #1


Wow. Ich bin dabei. Mit knapp erreichter Punktzahl und unerwarteten Losglück habe ich einen Startplatz für den UTMB 2011 zu gesprochen bekommen. Wir werden zu dritt anreisen, wie sagte Karl Meltzer so schön, zum European Superbowl des Ultralaufs. Gemeinsam mit den besten europäischen und internationlaen Läufern werden wir an der Ziellinie stehen und die Mont Blanc Umrundung in Angriff nehmen.

Wagenlücke

Endlich wieder laufend im Alpstein unterwegs. Bei bewölkten Himmel aber angenehmer Lauftemperatur fuhr ich am frühen morgen los. Kurz nach sechs angekommen, machte ich mich von Wasserauen (868 müM) aus auf den Weg. Vom Bahnhof aus führte der Weg zuerst durchs Hüttenhobel. In Hütten angekommen, folgte ich dem Aufstieg Richtung Meglisalp über Schrennen.

Schrennenweg, Blick zurück auf Hütten

Ebenalp gegenüber
Über Schrennen ging es weiter Richtung Meglisalp (1517 müM). Auf technisch einfachen Weg aber leicht schwindeleregender Strecke erreichte ich die ersten Häuser der Alp.

Meglisalp

Blick zurück auf Schafberg und Hundstein

Nach kurzem Aufenthalt folgte ich dem Weg Richtung Ageteplate bzw. Wagenlücke/Säntis. Der Untergrund wurde zunehmend steiniger und somit auch technisch anspruchsvoller. Nach einigen Serpentinen zeigte sich schon bald der Abzweiger Richtung Wagenlücke. Auf der Chüemad ging es weiter dem Passübergang entgegen.

SAC Schutzhütte Wagenlücke


Abstieg Richtung Lochtem

Nachdem ich die Wagenlücke (2075 müM) passiert hatte und auf dem Geröllweg abstieg kam es noch zu einer tierischen Begegnung. Zuerst zeigte sich ziemlich nahe eine Gruppe Gemsen, ungefähr 10 Tiere, wenig später konnte ich auch noch in einigen Metern Abstand eine Herde Steinböcke ausmachen.


Gemsen, im Hintergrund Säntisspitze

Über Lochtem und Fällalp lief ich weiter downhill Richtung Gasthaus Messmer. Von dort führte der Weg über Leiterfeld am Seealpsee vorbei weiter bis nach Wasserauen.


Downhill, Blick auf Öhrli und Lötzlisalpsattel